Lithium in Deutschland — Unabhängigkeit vom Weltmarkt? Lithium ist neben Wasserstoff und Helium das einzige Element, das direkt beim Urknall entstanden ist, allerdings nur in winzigen Mengen. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften des Metalls hat sich seitdem auch nichts daran geändert, Lithium ist sehr selten. In der Erdkruste macht es nur 0,006 Prozent aus, und in reiner Form kommt es gar nicht vor.
Lange wusste man mit dem 1817 entdeckten Material nicht viel anzufangen. Es wurde als Schmiermittel verwendet und bei der Herstellung von Glas eingesetzt. Dies änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als die USA feststellten, dass man Lithium zur Produktion von Wasserstoffbomben braucht. Von da an wurden große Mengen lithiumhaltigen Gesteins abgebaut. Das endete mit dem Ende des Kalten Krieges.
Mittlerweile aber hat ein neuer Boom eingesetzt, und Lithium kommt praktisch überall zum Einsatz. Es wird hauptsächlich bei wiederaufladbaren Batterien eingesetzt, vor allem, weil es so leicht ist. In der Elektromobilität ist das Metall auf dem Weg, zum begehrtesten Rohstoff der Welt zu werden. Nach Schätzungen soll sich der weltweite Lithium-Bedarf von 2017 bis 2028 fast verzehnfachen. Für den Einsatz in Akkus könnten pro Jahr 1,6 Millionen Tonnen Lithium benötigt werden. Wegen der Energiewende droht das ohnehin seltene Element in den nächsten Jahren wirklich knapp zu werden.
Die weltweit größten Lagerstätten des begehrten Alkalimetalls befinden sich in Südamerika. Doch es gibt Pläne, Deutschland vom internationalen Markt unabhängiger werden zu lassen.
Denn in der Region Zinnwald im Erzgebirge soll in einem alten Bergwerk eine Aufbereitungsanlage für Lithiumerz entstehen. Die dortigen Vorkommen werden auf etwa 125.000 Tonnen geschätzt – wie das sächsische Oberbergamt mitteilt, eine der größten Lagerstätten des begehrten Materials in ganz Europa. Bereits im Jahr 2010 wurde das Projekt von der „Deutschen Lithium“ in Angriff genommen. 160 Millionen Euro will das Unternehmen in Zinnwald investieren und 250 Arbeitsplätze schaffen.
Man müsse jetzt „schnell sein“, sagt der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig. Er setze darauf, dass in den nächsten drei bis vier Jahren mit dem Abbau begonnen werden könne.
Schnell muss man sein, denn es gibt noch eine weitere Quelle für Lithium in Deutschland. Die liegt im Oberrheingraben. Dort wird eigentlich nach Geothermie gebohrt, aber im Abwasser findet sich das begehrte Metall. Bis zu 200 Milligramm pro Liter immerhin. Aber die Gewinnung ist aufwändig, und die Bohrungen stoßen auf Widerstand bei der Bevölkerung. Daher will man bei der Deutschen Lithium auch nicht von einer Konkurrenz sprechen.