Venezuela macht eine schwere Wirtschaftskrise durch. Wichtige Güter des täglichen Bedarfs sind kaum erhältlich. Dafür beträgt die Inflation alleine in diesem Jahr schwindelerregende 700 Prozent. Und die Währung des sozialistischen Landes fällt ins Bodenlose: Ein Bolivar ist zurzeit weniger Wert als ein Satoshi. Da verwundert es nicht, dass Kryptowährungen in Venezuela einen massiven Boom erleben.
Der monatliche Mindestlohn liegt in Venezuela bei 136.544 Bolivar. Ein stolzer Betrag? Mitnichten. Mit diesem Gehalt könnte sich ein venezolanischer Tourist in den USA nicht einmal einen Big Mac leisten. Auf dem Schwarzmarkt kostet ein US-Dollar nämlich fast 30.000 Bolivar.
Im letzten Jahr hatte Venezuela eine Hyperinflation von 250 Prozent. Dieses Jahr sollen es über 700 Prozent sein und für das nächste Jahr sagt der IWF eine Teuerung von sagenhaften 2.000 Prozent voraus. Die Regierung bekämpft die Inflation mit umfassenden staatlichen Preisvorgaben. Doch der Eingriff ins Preissystem hat zur Folge, dass alltägliche Güter wie Toilettenpapier, Mehl oder Butter regelmäßig von Engpässen betroffen sind.
Mit Kryptowährungen Versorgungsengpässe umgehen
Die Venezolaner haben das Vertrauen in ihre Regierung längst verloren. Sie wickeln ihre Geschäfte zunehmend auf Schwarzmärkten in Parallelwährungen ab. Dabei spielen Kryptowährungen eine wichtige Rolle, denn sie erlauben den Menschen, die Devisenkontrollen zu umgehen. Kryptowährungen ermöglichen den Venezolanern ferner, über Plattformen wie Purse.io Lebensmittel, Hygieneartikel oder Medikamente, die im eigenen Land nicht erhältlich sind, im Ausland zu bestellen.
Eine steigende Zahl von Einwohnern des Karibikstaates schürft ihre Coins selber. Dank massiv subventionierter Strompreise liegen Gewinne von bis zu mehreren Hundert US-Dollar im Monat drin. Davon lässt sich in Venezuela eine ganze Familie ernähren. Vereinzelt haben Menschen gar ihren Job an den Nagel gehängt, um sich ganz auf das Mining zu konzentrieren.
Miner als Diebe und Geldwäscher verfolgt
Miner leben allerdings gefährlich. Obwohl Kryptowährungen in Venezuela weitgehend unreguliert sind, erhielten einige von ihnen eine Gefängnisstrafe. Die Justiz wirft ihnen Stromdiebstahl und – schlimmer noch – Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung vor. Das harte Vorgehen des Staates zwingt die Miner zur Vorsicht. Sie verteilen ihre Mining-Rigs auf verschiedene Standorte, etwa bei Freunden und Familienmitgliedern, damit die Behörden den hohen Stromverbrauch nicht bemerken. Zudem setzen sie vermehrt auf den Ether. Das Schürfen des Altcoins verbraucht weniger Energie und erfordert keine Spezialhardware, die bei Polizeikontrollen auffällt.
Die Regierung unter Nicolas Maduro wird ihre Repression gegen die Nutzer von Kryptowährungen wohl verstärken. Deren Boom kann sie jedoch nicht beenden – nicht, solange sich der Bolivar im freien Fall befindet.
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