Mo.. Juli 14th, 2025

Wenn die UBS Aktien im Wert von Milliarden vom Markt nimmt, erinnert das Bitcoin-Enthusiasten an einen Token Burn. Was für traditionelle Anleger nach Konzernstrategie und Gewinnoptimierung klingt, hat in der Krypto-Welt längst einen eigenen Namen – und eine eigene Philosophie. Denn was Firmen wie UBS oder ABB aktuell tun, ist ökonomisch betrachtet erstaunlich nah dran an dem, was Projekte wie Ethereum, Binance oder Shiba Inu mit ihren Token regelmäßig veranstalten: sie verknappen das Angebot.

Die UBS hat jüngst angekündigt, in den nächsten zwei Jahren bis zu 3,5 Milliarden US-Dollar für den Rückkauf eigener Aktien bereitzustellen – mit dem klaren Ziel, diese Papiere zu vernichten. Eine ähnliche Summe wurde bereits im ersten Halbjahr eingesetzt. Wer dabei zuerst an klassische Aktienpflege denkt, liegt zwar nicht falsch, übersieht jedoch den tieferliegenden Mechanismus: Durch den Rückkauf sinkt die Anzahl umlaufender Aktien, wodurch sich der Gewinn pro Aktie (Earnings per Share, EPS) automatisch erhöht – ohne dass der tatsächliche Unternehmensgewinn wachsen müsste. Ein Rechentrick mit realen Folgen: Die Aktie wirkt attraktiver, der Kurs kann steigen, die Rendite für die verbleibenden Aktionäre verbessert sich.

Im Krypto-Bereich nennt man diesen Vorgang schlicht „Burn“ – also das kontrollierte Zerstören von Token, um deren Gesamtzahl zu verringern. Token Burns dienen vor allem einem Zweck: Verknappung. Und Verknappung, so die Logik des Marktes, sorgt bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage für höhere Preise. Ob Ethereum durch EIP-1559 verbrannte Gebühren oder Binance mit regelmäßigen BNB-Burns – das Ziel ist immer dasselbe: Wertsteigerung durch Knappheit. Auch Meme-Coins wie SHIB setzen auf diesen psychologischen Effekt.

Die Gemeinsamkeit zwischen UBS-Aktienrückkauf und Token Burn endet nicht beim Mechanismus. Auch die Signalwirkung ist vergleichbar: Wer verbrennt – ob Token oder Aktien –, zeigt dem Markt, dass er sich Stabilität und Wertentwicklung zutraut. Es ist ein Zeichen von Stärke. Oder zumindest der Versuch, diesen Eindruck zu erwecken. Denn in beiden Welten gilt: Wer keine Reserven hat, kann nicht verbrennen. Oder wie es Raiffeisen-Anlagechef Matthias Geissbühler formuliert: Nur profitable Unternehmen mit solidem Cashflow können sich solche Programme leisten. Wer zu stark verschuldet ist, riskiert durch Rückkäufe seine Bonität.

In der Blockchain-Welt ist der Burn häufig sogar Teil des Tokenomics-Designs – ein im Smart Contract festgelegter Prozess, der langfristig Vertrauen und einen deflationären Charakter des Coins garantieren soll. Auch bei UBS ist das Rückkaufprogramm nicht neu, sondern wiederkehrende Praxis. Aber es wirkt wie ein analoger Bruder des digitalen Coin Burns: geplanter, skalierter Rückzug aus dem Umlauf – zum Wohle derer, die bleiben.

Kritiker beider Modelle – sowohl im Aktien- wie im Kryptomarkt – werfen jedoch ein: Warum nicht lieber investieren? Warum nicht Innovation oder Dividenden fördern? Warum Kapital vernichten, wenn man damit auch etwas Neues schaffen könnte? Die Antwort ist einfach: Nicht jede Firma hat Wachstumsideen. Und nicht jedes Token-Projekt hat ein starkes Ökosystem. Dann bleibt oft nur die symbolische Geste, um Wert zu erzeugen: der Burn.

Fazit: Der Aktienrückkauf der UBS ist das TradFi-Äquivalent zum Token Burn – ein Mechanismus, der Wert erzeugen soll, indem er Knappheit schafft. Ob es funktioniert, hängt – wie immer – vom Vertrauen der Märkte ab. Für Bitcoiner ist es jedenfalls ein interessantes Zeichen: Auch in der alten Finanzwelt setzt man auf Methoden, die sonst in der Blockchain-Welt zuhause sind.

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