Eine neue, brisante Forschungsarbeit der DEA (Digital Euro Association) wirft ein Schlaglicht auf die transformative Kraft von Stablecoins und deren potenziellen Einfluss auf die finanzielle Souveränität Europas. Der Markt für Stablecoins, der mittlerweile ein Volumen von 225 Milliarden US-Dollar erreicht und in den vergangenen zwölf Monaten ein angepasstes Transaktionsvolumen von über sechs Billionen US-Dollar abgewickelt hat, steht in direkter Konkurrenz zu etablierten Zahlungsnetzwerken. Diese Entwicklung wirft drängende Fragen hinsichtlich der monetären Unabhängigkeit des europäischen Kontinents auf.
Das jüngste Arbeitspapier einer eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe analysiert die Auswirkungen von Stablecoins entlang vier kritischer Dimensionen:
- Monetäre Souveränität: Die Untersuchung beleuchtet das Spannungsfeld zwischen der Modernisierung eigener Währungen und den Risiken einer zunehmenden digitalen Dollarisierung durch fremde Stablecoins.
- Zahlungssouveränität: Hier steht die strategische Autonomie Europas im Zahlungsverkehr der Gefahr einer wachsenden Abhängigkeit von ausländischen Zahlungsnetzwerken gegenüber.
- Regulatorische Souveränität: Die Chance für die EU, durch die MiCAR-Verordnung (Markets in Crypto-Assets Regulation) eine Führungsrolle zu übernehmen, wird dem Druck durch extraterritoriale Regulierungsansätze anderer Wirtschaftsräume gegenübergestellt.
- Digitale Souveränität: Die Förderung heimischer Innovationen im Bereich digitaler Finanztechnologien konkurriert mit potenziellen Abhängigkeiten von externen Infrastrukturen und Anbietern.
Ein zentrales Ergebnis der Forschungsarbeit ist, dass Stablecoins per se weder positiv noch negativ für die Souveränität Europas zu bewerten sind. Vielmehr hängen die Auswirkungen entscheidend von strategischen politischen Weichenstellungen ab. Gut regulierte und auf dem Euro basierende Stablecoins könnten die Position Europas im globalen Finanzwesen stärken. Im Gegensatz dazu bergen unkontrollierte oder schlecht gemanagte ausländische Stablecoin-Alternativen erhebliche Risiken für die finanzielle Stabilität und Autonomie.
Vertiefende Einblicke und Lösungsansätze, wie Europa die Innovationskraft von Stablecoins nutzen und gleichzeitig seine finanzielle Autonomie schützen kann, werden heute Abend in einer hochkarätig besetzten Experten-Podiumsdiskussion erörtert. Teilnehmen werden Prof. Peter Bofinger, Victor Warhem, Kene Ezeji-Okoye und Conrad Kraft.
Ein besonderer Dank für die wertvollen Erkenntnisse und die Ausarbeitung des Papiers gilt den Mitgliedern der Arbeitsgruppe: Vid Hribar, Anne-Sophie Kappel, Brian Sanya Mondoh, Jannah Patchay und Liv Tschee-Wegert.
Das vollständige Forschungspapier ist hier abrufbar. Eine Anmeldung für das Webinar am heutigen Abend ist über diesen Link möglich.