Nach jahrelanger diplomatischer Eiszeit zwischen der Schweiz und der Europäischen Union ist nun eine wichtige Einigung erzielt worden: Schweizer Aktien können wieder uneingeschränkt an europäischen Börsen gehandelt werden. Diese Entscheidung markiert das Ende eines Finanzkonflikts, der seit 2019 für Spannungen gesorgt hatte und sowohl Anleger als auch Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen stellte.
Damals hatte die EU die sogenannte Börsenäquivalenz für die Schweiz nicht verlängert – ein politischer Hebel im Streit um das institutionelle Rahmenabkommen. Die Schweiz reagierte prompt mit einem Gegenmaßnahmeverbot, das es europäischen Handelsplätzen untersagte, Schweizer Aktien zuzulassen. Der Handel verlagerte sich daraufhin fast vollständig an die Schweizer Börse SIX, was zu einem Rückgang der Liquidität auf europäischen Plattformen führte.
Mit dem nun erfolgten Durchbruch kommt die ersehnte Marktöffnung: Brüssel erkennt die Gleichwertigkeit der Schweizer Börsenregulierung wieder an. Damit dürfen Aktien von Unternehmen wie Nestlé, Roche, Novartis oder UBS erneut an Handelsplätzen in Frankfurt, Paris oder Amsterdam notiert und gehandelt werden. Diese Entscheidung bringt vor allem für internationale Investoren mehr Flexibilität und Transparenz – und stärkt den europäischen Kapitalmarkt insgesamt.
Auch für die Schweizer Börse selbst ergeben sich Vorteile. Obwohl die SIX in den letzten Jahren technisch und wirtschaftlich gestärkt aus dem Konflikt hervorging, galt die Abschottung als politisches Risiko. Die Wiederaufnahme in den europäischen Handel schafft neues Vertrauen und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes.
Die Entscheidung fällt zudem in eine Zeit, in der die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU wieder vorsichtige Annäherung erleben. Der Dialog über ein neues bilaterales Rahmenabkommen wurde Anfang 2025 wieder aufgenommen – und die Wiederherstellung der Börsenäquivalenz gilt vielen Beobachtern als symbolischer erster Erfolg dieser Gespräche.
Ob sich daraus ein nachhaltiger Neustart der Beziehungen ergibt, bleibt offen. Klar ist jedoch: Die Rückkehr Schweizer Aktien an europäische Börsen ist ein deutliches Signal – für wirtschaftliche Zusammenarbeit, regulatorische Vernunft und das gemeinsame Interesse an funktionierenden Finanzmärkten.