Do.. Mai 22nd, 2025

Immer mehr Anleger investieren nicht direkt in Bitcoin, sondern setzen auf ETFs, Tracker-Zertifikate oder Optionen. Diese Finanzprodukte versprechen eine unkomplizierte Teilnahme an der Wertentwicklung von Bitcoin – ohne Wallets, Private Keys oder technische Hürden. Doch was viele übersehen: Häufig handelt es sich dabei um sogenannte „Paper Bitcoin“, also rein buchhalterische Ansprüche auf Bitcoin, die nicht durch echte Coins hinterlegt sind.

Der Begriff „Paper Bitcoin“ beschreibt eine beunruhigende Realität. Finanzinstitute und Emittenten bieten oft Produkte an, die zwar den Bitcoin-Preis abbilden, aber keine tatsächlichen Bitcoin besitzen. Stattdessen werden Schuldscheine ausgegeben, die den Anspruch auf eine Auszahlung in Fiatgeld oder Bitcoin bei Fälligkeit garantieren sollen. Der Vorteil für die Anbieter liegt auf der Hand: Ohne echte Bitcoin kaufen zu müssen, können sie eine viel größere Menge an Produkten auf den Markt bringen und so Gebühren generieren.

Doch diese Praxis hat weitreichende Folgen. Wenn Anleger glauben, echtes Bitcoin-Exposure zu haben, während in Wahrheit keine Coins existieren, wird ein künstliches Überangebot erzeugt. Im Extremfall könnte dies den Bitcoin-Preis drücken oder zu schwerwiegenden Liquiditätsproblemen führen, falls plötzlich viele Investoren die tatsächliche Auslieferung von Bitcoin fordern. Ähnliche Mechanismen waren bereits bei anderen Rohstoffen wie Gold oder Silber zu beobachten, wo Papierprodukte die physischen Märkte lange Zeit verzerrten.

Besonders kritisch wird es, wenn sogenannte rehypothezierte Bitcoin ins Spiel kommen. Hierbei verleihen Institutionen ihre wenigen echten Bitcoin mehrfach, um daraus neue Schuldtitel zu schaffen. Der gleiche Bitcoin könnte gleichzeitig bei mehreren Investoren „hinterlegt“ sein – ein System, das nur solange funktioniert, wie niemand die Auslieferung verlangt.

Auch bei Bitcoin-ETFs ist Vorsicht geboten. Während sogenannte „physisch gedeckte“ ETFs ihre Bestände tatsächlich halten müssen, gibt es auch Futures-basierte ETFs, die lediglich auf Terminkontrakten beruhen. Diese besitzen gar keine Bitcoin und handeln lediglich mit Preiswetten. Tracker-Zertifikate wiederum sind oft nichts weiter als unbesicherte Forderungen gegenüber dem Emittenten – fällt dieser aus, gehen Anleger leer aus.

Für Investoren bedeutet das: Wer wirklich Bitcoin besitzen möchte, sollte sie direkt kaufen und auf einer eigenen Wallet aufbewahren. Nur dann gehört der Bitcoin tatsächlich dem Käufer und nicht einem Finanzinstitut, das ihn vielleicht gar nicht besitzt.

Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis: Der Boom an Papier-Bitcoin-Produkten verschleiert die wahre Knappheit von Bitcoin und birgt Risiken, die noch immer von vielen unterschätzt werden. In einer Welt, in der „Not your keys, not your coins“ mehr ist als nur ein Spruch, könnte die Erkenntnis über die wahre Natur der eigenen Bitcoin-Investition zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

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