Fr.. Mai 23rd, 2025

Strompreise unterscheiden sich weltweit stark – während Haushalte in Deutschland oft über hohe Energiekosten klagen, zahlen Verbraucher in anderen Ländern nur einen Bruchteil davon. Doch woran liegt das? Warum ist Strom in einigen Regionen der Welt so günstig, dass man fast von einem Luxusgut zum Spottpreis sprechen könnte? Die Gründe dafür sind vielschichtig und reichen von natürlichen Ressourcen über politische Entscheidungen bis hin zu wirtschaftlichen Besonderheiten.

Ein Paradebeispiel ist Venezuela. Dort kostet Strom für Endverbraucher nahezu nichts – teilweise nur Bruchteile eines Cents pro Kilowattstunde. Der Grund: Der Staat subventioniert massiv und schöpft aus einem riesigen Reservoir an Wasserkraft, die durch das Orinoco-Flusssystem gespeist wird. Die staatlich kontrollierte Energieversorgung wird allerdings zunehmend von Infrastrukturproblemen und Stromausfällen begleitet – niedrige Preise gehen hier auf Kosten der Zuverlässigkeit.

Auch in Ländern wie Katar, Kuwait oder Saudi-Arabien sind die Strompreise extrem niedrig. Die Erklärung ist einfach: Der Zugang zu billigem Erdöl und Erdgas ermöglicht es, Strom fast ohne finanzielle Belastung für die Bevölkerung bereitzustellen. In diesen Staaten ist Energie ein politisches Gut – niedrige Stromkosten werden bewusst eingesetzt, um die Bevölkerung ruhig zu halten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Dabei wird häufig außer Acht gelassen, dass eine nachhaltige Energiewende durch diese Politik ausgebremst wird.

Island wiederum zeigt, dass günstiger Strom auch mit Nachhaltigkeit vereinbar sein kann. Der Inselstaat deckt nahezu seinen gesamten Energiebedarf durch erneuerbare Quellen wie Geothermie und Wasserkraft. Die geologische Lage – mitten auf dem mittelatlantischen Rücken – sorgt für eine geothermische Energiequelle, die weltweit ihresgleichen sucht. Das hat nicht nur günstige Strompreise zur Folge, sondern zieht auch energieintensive Industrien wie Aluminiumhütten oder Rechenzentren an, die von den niedrigen Energiekosten profitieren.

In China und Indien hingegen sind es staatlich kontrollierte Preise und ein Mix aus Kohle und Wasserkraft, die dafür sorgen, dass Strom zumindest in ländlichen Regionen preiswert bleibt. In vielen Fällen wird der Preis politisch gedrückt, um wirtschaftliches Wachstum und soziale Stabilität zu fördern. Das geht jedoch oft auf Kosten der Umwelt und führt zu massiven Luftverschmutzungsproblemen.

Ein weiterer Faktor, der den Strompreis beeinflusst, ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. In Ländern mit geringer Bevölkerungsdichte und viel Stromerzeugung – wie Kanada oder Norwegen – kann Strom günstiger angeboten werden. Norwegen zum Beispiel profitiert von seinen zahlreichen Wasserläufen und einer effizienten Nutzung von Wasserkraft. Der Stromüberschuss erlaubt es, nicht nur den eigenen Bedarf zu decken, sondern auch in Nachbarländer zu exportieren – meist zu höheren Preisen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Günstiger Strom ist oft das Ergebnis einer Kombination aus natürlichen Ressourcen, staatlicher Subvention, energiepolitischer Strategie und geographischer Besonderheiten. Doch billig ist nicht immer besser – denn niedrige Preise gehen oft mit Umweltschäden, mangelnden Anreizen zur Energieeinsparung oder instabilen Stromnetzen einher. Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und fairer Zugang müssen langfristig in Einklang gebracht werden – unabhängig vom Preis.

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