Mo.. Apr. 28th, 2025

In der ersten Folge der neuen Interviewreihe von ARCHIP spricht der Journalist und Krypto-Ökonom Pascal Hügli mit Luzius Meisser – Unternehmer, Ökonom, Verwaltungsrat der Bitcoin Suisse AG und Mitbegründer der Bitcoin Association Switzerland. Das Gespräch ist ein geistreiches Plädoyer für monetäre Souveränität und technologische Weitsicht – aber auch eine kritische Analyse des Status quo.

Im Zentrum steht die Frage, ob sich die Schweiz langfristig auf den Euro als Notfallwährung verlassen kann. Für Meisser ist klar: Der Euro sei ein politisches Projekt mit strukturellen Schwächen. Die zunehmende Staatsverschuldung, der expansive Kurs der EZB und das fehlende Vertrauen der Bevölkerung in die Geldpolitik werfen grundlegende Fragen auf. In Krisenzeiten könnte die Bindung an eine derart fragil wirkende Währung gefährlich werden – besonders für ein Land wie die Schweiz, das stets auf Stabilität und finanzielle Eigenständigkeit gesetzt hat.

Deshalb plädiert Meisser dafür, Bitcoin als strategische Reservewährung in Betracht zu ziehen – nicht als Ersatz für den Franken, sondern als digitale Ergänzung mit einzigartigen Eigenschaften: begrenzte Geldmenge, dezentrale Struktur, globale Verfügbarkeit. Für Meisser ist Bitcoin das „bessere Gold“, gerade in einer zunehmend digitalisierten Welt. Er fordert, dass sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) zumindest konzeptionell mit dieser Option auseinandersetzt – ganz nach dem Motto: Lieber vorbereitet als überrascht.

Doch das Gespräch bleibt nicht bei Bitcoin stehen. Ein weiteres zentrales Thema ist die Tokenisierung realer Vermögenswerte – ein Bereich, in dem viele Projekte bislang scheiterten. Meisser erklärt, dass die technischen Möglichkeiten zwar vorhanden seien, jedoch regulatorische Unsicherheiten und mangelndes Marktinteresse den Durchbruch bisher verhindert hätten. Er sieht hier jedoch großes Potenzial – insbesondere in Verbindung mit Stablecoins, die eine Brücke zwischen der traditionellen Finanzwelt und der Blockchain-Technologie schlagen können.

Stablecoins wie USDC oder auch CHF-basierte Varianten könnten laut Meisser zu einer wichtigen Säule des zukünftigen Finanzplatzes werden. Sie ermöglichen schnelle, transparente und kostengünstige Transaktionen, ohne auf die Volatilität klassischer Kryptowährungen angewiesen zu sein. Doch damit das Potenzial ausgeschöpft werden kann, braucht es klare Regeln und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen. Hier ist die Schweiz gefordert – und sie hat laut Meisser die Chance, sich international als Vorreiterin zu positionieren.

Das Gespräch zwischen Hügli und Meisser ist ein kritischer Blick auf bestehende Strukturen und ein inspirierender Ausblick auf mögliche Alternativen. Es zeigt, wie notwendig es ist, den Diskurs über Geld, Macht und Technologie weiterzuführen – mit Weitblick, aber auch mit Mut zur Veränderung.

🎧 Der vollständige Podcast ist verfügbar bei ARCHIP – der Innovationsplattform von Maerki Baumann, einer der ältesten und zugleich zukunftsorientiertesten Privatbanken der Schweiz.

 

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