Der Wettlauf zwischen Neo-Banken und Neo-Brokern geht in eine neue Runde: Günstig war gestern, jetzt prescht N26 mit einer beispiellosen Preisoffensive voran. Ab dem 27. Januar 2025 wird der Handel mit Aktien und ETFs bei der Berliner Neo-Bank kostenlos sein. Diese Entscheidung markiert einen Wendepunkt im Kampf um die Gunst der Investoren und könnte die Spielregeln auf dem Finanzmarkt erheblich verändern.
Die Berliner Neo-Bank N26 ist erst seit April 2024 im Handel mit Aktien und ETFs aktiv und betritt damit ein Feld, das bereits von etablierten Neo-Brokern wie Trade Republic und Scalable Capital dominiert wird. Beide Neo-Broker sind durch ihre tiefen Gebühren bekannt geworden: 1 Euro pro Trade bei Trade Republic und 99 Cent bei Scalable Capital. N26 startete mit einem Preis von 90 Cent pro Trade, unterbot damit jedoch die Konkurrenz um einige Cents.
Doch nun legt N26 mit einer radikalen Preisreduktion nach: Der Handel mit mehr als 4.000 US-amerikanischen und europäischen Aktien sowie globalen ETFs wird fortan ohne Transaktions-, Währungsumrechnungs-, Depot- oder Inaktivitätsgebühren möglich sein. Diese Entscheidung trifft nicht nur den Kern der bisherigen Geschäftsmodelle der Neo-Broker, sondern stellt auch einen massiven Schritt in die Richtung der Marktführerschaft dar.
Maximilian Tayenthal, Gründer und Co-CEO von N26, betont, dass nur jeder siebte Deutsche in Aktien investiert, eine Zahl, die tendenziell sinkt.
„Mit unserer einfachen und intuitiven Plattform und der Streichung all unserer Gebühren haben wir das beste Angebot am Markt“
erklärt Tayenthal und sieht die kostenlose Handelsmöglichkeit als einen entscheidenden Schritt, um mehr Menschen zu ermutigen, in den Aktienmarkt zu investieren.
Diese Preisoffensive ist nicht nur eine Reaktion auf den Druck durch die Neo-Broker, sondern auch eine direkte Kampfansage an N26s große Konkurrenten, insbesondere Revolut, das bereits als eine der führenden Neo-Banken in Europa gilt, und Trade Republic, das mittlerweile auch als Neo-Bank agiert. Seitdem Trade Republic im Besitz einer Banklizenz ist, operiert es sehr offensiv im Markt und hat sich als ernstzunehmender Rivale etabliert.
Für N26 könnte diese offensive Preispolitik jedoch auch der Weg zum Ziel sein, die führende Plattform für alltägliche Finanzen und Vermögensaufbau in Europa zu werden. In den letzten Jahren hatte N26 durch eine von der BaFin auferlegte Wachstumsbeschränkung einen erheblichen Nachteil. Seit Juni 2024 ist diese Beschränkung aufgehoben, und N26 kann nun wieder frei agieren. Die Neo-Banken und Neo-Broker wie Revolut und Trade Republic haben in dieser Zeit ihre Positionen gefestigt und ihr Wachstum ungehindert vorangetrieben.
Mit dem Schritt, Aktien- und ETF-Handel nun kostenlos anzubieten, scheint N26 jedoch einen klaren Vorteil im Preiskampf herauszuspielen und könnte damit den Abstand zu seinen Konkurrenten verkürzen. Diese Entscheidung setzt einen neuen Standard und könnte der Schlüssel dazu sein, die Position als führende Finanzplattform in Europa weiter auszubauen. Ob N26 tatsächlich in der Lage sein wird, diese ambitiösen Ziele zu erreichen, bleibt abzuwarten, doch eines ist sicher: Der Preiskampf in der Finanzbranche ist noch lange nicht entschieden.