Seit einigen Jahren häufen sich Geldautomaten-Sprengungen in Europa – ein kriminelles Phänomen, das auch die Schweiz immer stärker betrifft. Besonders im Jahr 2022 wurde eine Rekordanzahl von Angriffen verzeichnet. Die Kleinräumigkeit der Schweiz und das dichte Netz von Geldautomaten scheinen für Täter besonders attraktiv zu sein. Fast alle Kantone sind betroffen, doch die Nordwestschweiz sticht als Hotspot hervor.
Die Methoden der Täter
Geldautomaten-Angriffe lassen sich in mehrere Kategorien unterteilen: Gasexplosionen, Sprengstoffanschläge, mechanische Aufbrüche und gelegentlich elektronische Manipulationen. Früher dominierten sogenannte Lasso-Angriffe, bei denen Automaten mit Seilen herausgerissen wurden. Heute stehen Sprengstoff und Gas im Fokus der Täter. Die Risiken solcher Angriffe sind hoch – nicht nur für die Täter, sondern auch für die Umgebung. Automaten in Wohnhäusern bergen beispielsweise die Gefahr von Verletzungen durch unkontrollierte Explosionen.
Organisierte Banden aus verschiedenen Ländern prägen dieses Kriminalitätsfeld. Rumänische und holländische Gruppen setzen vermehrt auf Sprengstoff, während serbische Täter Gasexplosionen bevorzugen. Werkzeugangriffe hingegen werden häufig Tätern aus dem albanischsprachigen Raum zugeschrieben. Diese Gruppen agieren hochprofessionell, nutzen gestohlene Fahrzeuge und gründen Rückzugsräume in der Schweiz oder im Ausland.
Nationale und internationale Ermittlungen
Angriffe mit Gas und mechanischen Geräten fallen unter die Zuständigkeit der Kantonspolizei, während Sprengstoffanschläge von der Bundesanwaltschaft und fedpol untersucht werden. Die Zusammenarbeit zwischen Kantonen, fedpol und internationalen Organisationen wie Europol ist dabei essenziell. Seit der Gründung einer spezialisierten Taskforce 2019 konnte die Koordination entscheidend verbessert werden.
Präventionsmaßnahmen
Die Prävention spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen Geldautomaten-Sprengungen. Gemeinsam mit Banken erarbeitet fedpol Schutzmaßnahmen, wie die Platzierung von Automaten außerhalb bewohnter Gebäude oder die Reduzierung von Bargeldbeständen in Automaten. Erfolgreiche Beispiele wie in den Niederlanden zeigen, dass eine enge Kooperation zwischen Banken und Strafverfolgungsbehörden zu deutlichen Rückgängen solcher Angriffe führen kann.
Obwohl die Schweiz verstärkt Maßnahmen ergreift, deutet vieles darauf hin, dass die Täter ihre Aktivitäten zunehmend auf Länder mit vermeintlich schwächeren Sicherheitsmaßnahmen verlagern. Die Herausforderung bleibt, die Kriminellen durch nationale und internationale Zusammenarbeit effektiv einzudämmen.