Die UBS steht am Scheideweg: Während regulatorische Anforderungen in der Schweiz steigen, wird der internationale Standortwettbewerb immer intensiver. Obwohl es derzeit keine konkreten Hinweise darauf gibt, dass die UBS aktiv eine Verlagerung ihres Hauptsitzes plant, stellen steuerliche und regulatorische Rahmenbedingungen in anderen Ländern attraktive Alternativen dar. Insbesondere zwei Jurisdiktionen stechen hervor: Singapur und die USA.
Steuern und regulatorische Herausforderungen in der Schweiz
Die Eigenkapitalanforderungen der Schweizer Behörden könnten die UBS erheblich belasten. Eine Erhöhung dieser Vorgaben wirkt sich ähnlich wie eine Gewinnsteuer aus, da sie die Ausschüttungsmöglichkeiten an Aktionäre mindert. Bereits jetzt beträgt die langfristige strukturelle Steuerbelastung der UBS auf globaler Ebene 23 Prozent. In der Schweiz zahlt sie jedoch auf ihre Gewinne durchschnittlich 18,5 Prozent, was durch eine Mischkalkulation zwischen den kantonalen Steuersätzen in Zürich (19,61 Prozent) und Basel-Stadt (13,04 Prozent) entsteht.
Auf internationaler Ebene setzt die OECD mit ihrem BEPS-Programm (Base Erosion and Profit Shifting) eine globale Mindestbesteuerung von 15 Prozent durch. Während die Schweiz diesen Standard bereits übertrifft, könnten zusätzliche regulatorische Hürden das Geschäftsumfeld weiter verschärfen und die UBS zu einer Neubewertung ihrer Standortwahl veranlassen.
Attraktive Alternativen: Singapur und die USA
Singapur: Subventionen als Standortmagnet
Mit einem Gewinnsteuersatz von lediglich 17 Prozent bietet Singapur bereits heute ein konkurrenzfähiges Steuermodell. Darüber hinaus hat der Stadtstaat ein innovatives Programm zur steuerlichen Subventionierung aufgelegt, das Unternehmen ermöglicht, bis zu 50 Prozent bestimmter Ausgaben als Steuergutschriften zurückzuerhalten. Dies könnte Investitionen in Hauptquartiere oder personelle Ressourcen besonders attraktiv machen.
USA: Steuerliche Flexibilität und politische Unabhängigkeit
Die USA heben sich durch ihre Abweichung vom BEPS-Programm hervor. Hier sind weiterhin Steuerpraktiken erlaubt, die anderswo verboten wurden. Trotz eines nominalen Durchschnittssteuersatzes von 27 Prozent – leicht über der strukturellen Belastung der UBS – könnten die flexibleren Regelungen auf Ebene der Bundesstaaten sowie die politischen Entwicklungen unter den Republikanern die USA zu einer ernsthaften Alternative machen. Der Vergleich mit Goldman Sachs, deren effektiver Steuersatz bei 21,1 Prozent liegt, zeigt, dass die USA steuerlich keine signifikante Verschlechterung bedeuten müssten.
Europa: Teuer und wenig flexibel
Die großen europäischen Märkte wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien weisen Gewinnsteuersätze von 25 bis 30 Prozent auf, die deutlich über der derzeitigen Belastung der UBS liegen. Dies macht eine Verlagerung innerhalb Europas für die Bank wenig attraktiv.
Push- und Pull-Faktoren
Neben steuerlichen Erwägungen spielen auch regulatorische Anforderungen und Branding-Aspekte eine Rolle bei der Standortwahl. Eine Studie von KPMG zeigt, dass viele Länder versuchen, die durch die globale Mindestbesteuerung eingeschränkten Spielräume durch Subventionen zu kompensieren. Diese Pull-Faktoren, gepaart mit den Push-Faktoren steigender Eigenkapitalanforderungen in der Schweiz, könnten den Druck auf die UBS erhöhen, internationale Optionen zu prüfen.
Obwohl eine Verlagerung derzeit nicht konkret auf der Agenda steht, verdeutlicht die globale Wettbewerbssituation, dass Standorte wie Singapur und die USA langfristig attraktiv sein könnten. Die Entscheidung wird letztlich davon abhängen, wie stark die regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit der UBS in der Schweiz beeinträchtigen.