Di. Dez 3rd, 2024

Die im Januar in den USA zugelassenen Bitcoin-ETFs und das im April stattgefundene Bitcoin-Halving haben den Kurs der Kryptowährung zwar beeinflusst, aber kein Erdbeben ausgelöst – wie aus Sicht von Karl Gero Wendeborn, CEO von NFTrust, zu erwarten war. In seinem aktuellen Marktkommentar erklärt er, warum kurzfristige Bitcoin-Investoren vorsichtig sein sollten, und wie sogenannte Soulbound Tokens als Weiterentwicklung von NFTs digitale Identitätsnachweise revolutionären können.

Viel Lärm um nichts? Zwar sind leichte Nachwirkungen der Zulassung von Bitcoin-ETFs

Karl Gero Wendeborn, CEO von NFTrust
Karl Gero Wendeborn, CEO von NFTrust

In den USA im Januar noch zu sehen, die Lage hat sich aber wie von uns erwartet entwickelt: Nach einem rasanten Nachfrageanstieg waren in den letzten Wochen enorme Abflüsse zu beobachten. Am 1. Mai lag der Negativrekordwert bei 563 Millionen US-Dollar, was zu einem Kursverlust von über 10 Prozent geführt hat.
Insgesamt hält sich das investierte Kapital in Bitcoin-ETFs auf einem Niveau von rund 12 Milliarden US-Dollar. Der positive Effekt durch die ETFs ist also vorerst verpufft. Es bleibt abzuwarten, ob das Kapital investiert bleibt, oder ob es zu weiteren gravierenden Abflüssen kommt. Da ich den Sinn von Krypto-ETFs nach wie vor grundsätzlich infrage stelle, gehe ich von Letzterem aus.

Ausserdem stand am 20. April das mittlerweile vierte Bitcoin-Halving an, was im Vorfeld wieder zu weitreichenden Spekulationen über die weitere Kursentwicklung geführt hatte. Mit etwas über einem Monat Abstand sehen wir bisher aber keinen erkennbaren Einfluss auf den Bitcoin-Kurs – dies ist jedoch nicht ungewöhnlich, da ein Halving den Kurs historisch gesehen erst mit einer Verzögerung von etwa 150 Tagen auf einen neuen Höchststand getrieben hat. Auch bei den vergangenen Halvings in den Jahren 2012, 2016 und 2020 waren die Kursveränderungen nach 30 Tagen zu vernachlässigen. Allerdings sollten sich Anleger die Frage stellen, ob der Markt die positiven Effekte bereits eingepreist und somit vorweggenommen hat. Ich zumindest gehe davon aus und erwarte keinen grossen Kurssprung.

Anders als bei Bitcoin-ETFs bin ich nach wie vor ein grosser Freund von Bitcoin selbst. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Kryptowährung bleibt ein Investment mit Risiken und ich kann Anzeichen für neue Höchststände gegenwärtig nicht erkennen – insbesondere kurzfristige Anleger sollten sich der Gefahr von Enttäuschungen bewusst sein. Die extreme Nachfrage nach Bitcoin-ETFs ist vorbei und könnte noch weiter fallen: Die geopolitische Lage bleibt angespannt und finanzpolitische Faktoren wie die Zinsentwicklung können Investoren zu Anlageentscheidungen abseits des Kryptomarktes motivieren. Langfristige Bitcoin-Investoren werden aus meiner Sicht aber weiterhin mit starken Renditen rechnen können.

Soulbound-Tokens könnten Identitätsnachweise revolutionieren

Unabhängig von Kryptowährungen und ihren volatilen Kursentwicklungen bietet die ihnen zugrundeliegende Blockchain-Technologie mittels sogenannter Non-fungible Tokens (NFTs) zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Eine davon besteht darin, Eigentumsrechte an bestimmten digitalen oder physischen Objekten fälschungssicher digital abzubilden – und die Technologie lässt sich sogar auf die Identitäten einzelner Personen anwenden.

Vom Finanzsektor über das Gesundheitswesen bis hin zum Bildungsbereich: Überall ist es unverzichtbar, dass Personen eindeutig identifizierbar sind. Hierzu bieten Technologien wie NFTs und insbesondere sogenannte Soulbound Tokens (SBTs) völlig neue Möglichkeiten für die Verwaltung und Verifizierung digitaler Identitäten und könnten die Art und Weise grundlegend verändern, wie wir mit diesem Thema umgehen.

Soulbound Tokens (SBTs) sind eine Weiterentwicklung der NFT-Technologie. Sie repräsentieren Tokens, die nicht übertragen oder verschoben werden können, sondern an die digitale Identität und jeweilige Wallet einer Person gebunden sind. Damit wird sichergestellt, dass SBTs nur der jeweiligen Person zugerechnet werden können, deren Daten sie darstellen. SBTs wurden erstmals von Vitalik Buterin, dem Mitbegründer von Ethereum, vorgeschlagen und zielen darauf ab, persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten, Errungenschaften oder Zugehörigkeiten in der Blockchain zu verankern. Hierdurch liessen sich viele Prozesse deutlich schneller, unbürokratischer und kosteneffizienter gestalten. Einige Beispiele für Einsatzmöglichkeiten von Identitätsnachweisen durch SBTs und NFTs:

Bildungswesen

Im Bildungsbereich könnten NFTs und SBTs verwendet werden, um akademische Leistungen und Qualifikationen digital zu dokumentieren. Diplome, Zertifikate und Auszeichnungen könnten als SBT ausgestellt werden. Dadurch werden die Authentizität und Unveränderbarkeit dieser Nachweise gewährleistet. Dies würde nicht nur den Überprüfungsprozess für Arbeitgeber vereinfachen, sondern auch die Fälschung von Dokumenten erschweren.

Berufliche Identität und Qualifikation

SBTs könnten als Nachweis für berufliche Qualifikationen, Weiterbildungen und Abschlüsse dienen. Diese digitalen Tokens würden eine detaillierte und überprüfbare Aufzeichnung der beruflichen Entwicklung einer Person bieten und könnten eine wichtige Rolle bei Bewerbungsverfahren oder der Karriereentwicklung spielen.

Gesundheitswesen

Im Gesundheitswesen wiederum könnten NFTs und SBTs dazu beitragen, medizinische Aufzeichnungen sicher und privat zu speichern. Patienten hätten die Möglichkeit, ihre Gesundheitsdaten in Form von SBTs zu führen. Sie würden die Kontrolle darüber behalten und könnten sie bei Bedarf problemlos mit verschiedenen Leistungserbringern wie Ärzten oder Krankenkassen teilen. Das wäre die sicherste und effizienteste digitale Patientenakte. Schade, dass unsere Politik noch nicht so weit ist.

Finanzwesen

Im Finanzsektor könnten SBTs als Nachweis der Kreditwürdigkeit oder zur Darstellung von Eigentumsrechten an Vermögenswerten verwendet werden. Dies könnte zu einer effizienteren und sichereren Abwicklung von Transaktionen führen, da die Authentizität und das Eigentum von Vermögenswerten leicht überprüfbar wären.

Die Integration von NFTs und Soulbound Tokens in den Prozess der Identitätsnachweise bietet ein enormes Potenzial für die Modernisierung und Sicherung digitaler Identitäten. Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass diese Technologien noch vor Herausforderungen stehen. Solche gibt es insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Skalierbarkeit und die Akzeptanz bei traditionellen Institutionen. Hinsichtlich des Datenschutzes und der Skalierbarkeit gibt es schon sehr vielversprechende Lösungsansätze. Es ist aber nach wie vor eine grosse Aufgabe, die Akzeptanz bei Institutionen, der Politik und letztendlich bei den einzelnen Nutzern zu erreichen.

Gleichermassen ist es wichtig, ethische Erwägungen und den Schutz der Privatsphäre in die Überlegungen zu NFTs und SBTs einzubeziehen, um sicherzustellen, dass diese Technologien zum Wohle der Nutzer eingesetzt werden. Die Entwicklung von Standards und rechtlichen Rahmenbedingungen ist daher von entscheidender Bedeutung, um das volle Potenzial von NFTs und SBTs in einer Weise zu entfalten, die Sicherheit, Vertrauen und Inklusion fördert.

NFTs und Soulbound Tokens haben das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir über Identitätsnachweise denken und sie verwenden. Indem sie digitalen Identitäten ein neues Mass an Sicherheit und Überprüfbarkeit ermöglichen, könnten sie in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung einer transparenteren, sichereren und effizienteren digitalen Gesellschaft spielen.

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