Anleger deutscher ICOs haben insgesamt hohe Verluste erzielt und den Großteil ihres investierten Kapitals verloren. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftswoche in ihrem Artikel vom 30. September 2018 und verweist auf ihre selbstständig durchgeführte Analyse. Hierzu verglich die Wirtschaftszeitung mit Redaktionssitz in Düsseldorf die Kursstunden zu Beginn des Septembers dieses Jahres mit den historischen Emissionspreisen der Token, die die deutschen Start-ups im Rahmen ihrer vollzogenen Initial Coin Offerings ausgegeben hatten.
Das Analyseergebnis der nicht regulierten Kapitalbeschaffungsmethode im hiesigen Raum ist alarmierend: Während die Kurse der beiden digitalen Leitwährungen, Bitcoin und Ethereum, seit Januar 2017 um 50 Prozent respektive 70 Prozent eingebrochen sind, beziffert sich der Wertverlust deutscher Start-up-Münzen bis auf einen Faktor von neun zu zehn. Aus heutiger Perspektive sei ein künftiger Totalverlust für Investoren wahrscheinlicher, als hohe Renditen zu erzielen, so die Initiatoren der „WirtschaftsWoche-Analyse“.
Die meisten deutschen Start-ups entziehen sich beim ICO der Finanzaufsicht durch die BaFin
Der ICO-Report der Wirtschaftswoche offenbart nicht nur die überproportional häufige negative Wertentwicklung, sondern zeigt auch auf, dass bisher nur acht Start-ups mit einem Firmensitz in Deutschland einen ICO in der Bundesrepublik initiiert haben. Die Mehrheit der deutschen Initial Coin Offerings sei von im Ausland gegründeten Gesellschaften, die rechtlich unabhängig sind, durchgeführt worden. Hierdurch werde die Kontrolle der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zum Nachteil hiesiger Anleger umgangen. Zum Beispiel hat der Finanzkonzern Naga, der an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert ist, seine Kryptowährung, den Naga Coin (NGC), über die Naga Development Association Ltd. im zentralamerikanischen Staat Belize emittiert.
Weiter führt das Wirtschaftsmagazin aus, dass nur zwei Berliner Blockchain-Projekte den Wert ihrer Token konstant halten konnten. Bei den positiven Ausnahmen handelt es sich um die Finanzierungsplattform Neufund und um die mobile Shopping-Applikation Wysker. Hingegen büßten fünf weitere ICOs, darunter die finanzdienstleistenden Start-ups Savedroid und Iconiq Lab aus Frankfurt, 40 bis 92 Prozent des ursprünglichen Kurswertes ein.
Deutsche IT-Start-ups bevorzugen den Börsengang anstelle eines ICO
Der Branchenverband Bitkom erklärte am 21. Juni 2018 in einer Pressemitteilung, dass 22 Prozent der Internet-Start-ups einen IPO am Aktienmarkt planen und nur drei Prozent mit der Emission eigener Kryptotoken Kapital beschaffen möchten. Trotz der ernüchternden Zahlen bewertet die Gründerin von Neufund, Zoe Adamowicz, die Situation am deutschen Kryptosektor weitaus optimistischer. Sie lobte in einem Interview bei Finance Magnates vom 30. Juli 2018 den Kryptomarkt in Deutschland inklusive seiner Regulierung und tadelte das miserable Marketing seitens der Bundesregierung.
Quelle
>> Anleger erleiden mit deutschen ICOs Verluste bis zu 90 Prozent